Warum wird dieses Projekt benötigt?

Es kann eine geringe Beteiligung an körperlicher Aktivität in ganz Europa festgestellt werden. So besteht besteht ein erheblicher Bedarf, die Wechselwirkung zwischen Körperbild und körperlicher Aktivität zu thematisieren. Daten aus Deutschland, Litauen und Schweden belegen, dass sich nur 9 – 12% der 15-jährigen Mädchen und nur 15 – 23% der 15-jährigen Jungen mäßig bis intensiv körperlich betätigen. Körperliche Aktivität nimmt immer mehr ab, insbesondere bei Mädchen, wobei neue Forschungsergebnisse darauf hinweisen, dass laut Angaben die Hauptbarrieren für die Ausübung körperlicher Aktivität folgende sind: das Gefühl beurteilt zu werden (61%), mangelndes Selbstvertrauen (50%) und das Gefühl, im Freien nicht sicher zu sein (38%) (1).


Ebenso zeigt sich ein hohes Ausmaß an Körperunzufriedenheit, die zu physischen und psychischen Gesundheitsproblemen führen kann, und durch die Covid-19-Pandemie verschärft wurden: Die Daten zeigen auch den Anteil junger Menschen, die glauben, sie seien zu dick: bei Frauen sind dies 40 – 47%, bei Männern 18 - 29%. Dies deutet auf ein mögliches negatives Körperbild hin. Dabei ist bekannt, dass ein negatives Körperbild mit geringerer körperlicher Aktivität und geringerer Sportbeteiligung in Verbindung steht. Dies zeigt sich besonders bei Personen, die soziale Ungleichheit erleben (2). Darüber hinaus ergab eine aktuelle Umfrage, dass 70% der unter 18-Jährigen sagten, sie hätten in der Schule nichts über ein positives Körperbild gelernt, und 78% sagten, sie würden gerne mehr über das Körperbild in der Schule erfahren (3). Die Covid-19-Pandemie hat zu erhöhten Bedenken bezüglich des Körperbildes geführt und zu einem Anstieg der klinischen Einweisung wegen Essstörungen in der westlichen Welt, da junge Menschen Schwierigkeiten haben, mit der durch die Pandemie verursachten Unsicherheit für ihre Zukunft umzugehen (4).


Gesundheits- und Sportfachkräfte benötigen eine Schulung zur Schaffung von Rahmenbedingungen für körperliche Aktivität, die einladend sind und Vielfalt berücksichtigen: Es wurde festgestellt, dass Menschen, die ein Studium im Bereich Gesundheit und Sport ergreifen oder in diesen Bereichen arbeiten, selbst eine hohe Anfälligkeit für Körperbildprobleme, Essstörungen und Sportsucht haben sowie eine starke Gewichtsstigmatisierung gegenüber übergewichtigen Menschen haben (5). Dies schafft Umgebungen, die für Menschen, deren Körper und Identitäten außerhalb der Mainstream-Normen liegen, nicht einladend sind. Universitätscurricula konzentrieren sich oft auf Naturwissenschaften und Pädagogik, aber nicht auf die psychologischen Aspekte der Förderung von Bewegung und Sport, was Absolvent*innen daran hindert, ein differenziertes Verständnis für körperliche Inaktivität zu entwickeln, und wie sie inklusiver in Bezug auf Vielfalt sein können.



1. Reframing Sport for Teenage Girls: Tackling Teenage Disengagement. Sport England


2. HBSC-study, 2017-2018 (http://www.hbsc.org/index.aspx)


3. https://houseofcommons.shorthandstories.com/women-and-equalities-body-imagesurvey/


index.html.


4. Zipfel, S., et al (2022). The hidden burden of eating disorders during the COVID-19 pandemic. The


Lancet Psychiatry, 9(1), 9-11.


5. Yager, et al., (2020). Pre-service teachers’ gendered attitudes towards role modelling in health and physical education. Physical Education and Sport Pedagogy, 25(1), 67-78.


Sozialer Dialog

Das Projekt wird den sozialen Dialog fördern und Diskriminierung reduzieren, indem es Mythen und negative Einstellungen gegenüber Personen, die aufgrund ihres Körperbildes weniger wahrscheinlich an körperlichen Aktivitäten und Sport teilnehmen, identifiziert und hinterfragt, da Fehlannahmen und/oder mangelndes Wissen in diesem Bereich in der Gesellschaft weit verbreitet sind und zu Diskriminierung führen. Das Projekt wird an diesen Einstellungen arbeiten und notwendiges Wissen aufbereiten. Das Projekt verfolgt einen systemischen Ansatz, um sowohl angehenden Fachkräften an Universitäten als auch aktuellen Fachkräften in diesem Bereich konsistente Informationen zu bieten, das Verständnis für dieses Thema schnell voranzubringen und breitgefächerte Maßnahmen in verschiedenen Kontexten, Bereichen, Institutionen und Ländern zu verankern. Bereits tätige Fachkräfte, die die Zielgruppe für die Mikro-Zertifikate sind (Lehrkräfte, insbesondere Sportehrkräfte, Gesundheitsfachkräfte, qualifizierte Trainer*innen, Fachkräfte für öffentliche Gesundheit und Gesundheitsförderung), werden daher Zugang zu Schulungen durch Hochschuleinrichtungen haben, die einen direkten Einfluss auf ihre Kompetenzentwicklung haben werden. Dadurch werden sie besser in der Lage sein, das neue Wissen in ihrer Arbeitswelt anzuwenden, was die Auswirkungen aller in diesem Projekt entwickelten Curricula verstärkt. Darüber hinaus können zukünftige Fachkräfte, sobald sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben, ihr neues Wissen, ihre Fähigkeiten und ihr Verständnis sofort mit der europäischen Öffentlichkeit umsetzen.



Körperbildstörungen zeigen sich in verschiedenen Bereichen. Es ist bekannt, dass das Körperbild sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit beeinflusst, aber auch das akademische Engagement und die Ausübung körperlicher Aktivität (1-3). Alle Fachkräfte in den Bereichen Bildung, Ausbildung, Jugend und Sport arbeiten mit jungen Menschen in einer Weise, die darauf abzielt, ihr Engagement für körperliche Aktivität zu erhöhen. Daher müssen sie ein besseres Verständnis für Körperbild und Körperunzufriedenheit als Schlüsselbarrieren für das Engagement und als Schlüsselmöglichkeiten zur Einbindung weniger aktiver Bevölkerungsgruppen haben. Wir haben einen systematischen Ansatz gewählt, der sicherstellt, dass Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen, Wissenschaftsdisziplinen und Ländern ein gemeinsames Verständnis für das Problem entwickeln und darüber, wie sie helfen können. Dies schafft einen viel stärkeren Einfluss als nur ein Fokus auf Studierende im Hochschulbereich oder auf nur ein Fachgebiet. Derzeit gibt es in Europa keine Materialien, die diese Ziele erreichen würden.



1. Bornioli, A.,et al., (2021). Body dissatisfaction predicts the onset of depression among adolescent females and males: a prospective study. J Epidemiol Community Health, 75(4), 343-348.


2. Guimond, F. A., & Laursen, B. (2022). Low Body Image Satisfaction Predicts Declining Academic Engagement in Primary School Children. School Mental Health, 1-11.


3. Sabiston, C. M., et al., (2019). Body image, physical activity, and sport: A scoping review. Psychology of Sport and Exercise, 42, 48-57.